Schafgeist, ein erfolgreicher Unternehmer, will sich an seinem 55. Geburtstag zur Ruhe setzen und sein Geschäft seinem Neffen
übergeben. Sein Herzenswunsch lautet Nur Ruhe!. Aber das schreckliche Gegenteil tritt ein. Fremde bemächtigen
sich des Haushalts, ein teuflischer Knecht zieht ihn in ein Intrigennetz, eine zweifelhafte Schönheit bringt den Neffen um
seinen Verstand. Eine der weniger oft gespielten Possen, trotz aller Lustigkeit auch auf eine unterschwellige, fast ungreifbare
Art ziemlich böse. Hier nimmt Nestroy niemanden und nichts aus seiner bitter-schwarzen Weltsicht aus.
Nur ruhe!
Fritz Hammel, Wolfgang Hübsch, Piroska Szekely, Rolf Schwab
Anton Schafgeist: Toni Böhm Heinrich Splittinger: Christoph Zadra Herr von Hornissl: Uwe Falkenbach Frau von Hornissl: Erika Mottl Peppi, beider Tochter: Gertrud Drassl Laffberger: Florian Teichtmeister Madame Groning: Cornelia Lippert Syndicus Werthner: Peter Vilnai Franz Walkauer: Fritz Hammel Sanfthuber: Rolf Schwab Rochus Dickfell: Wolfgang Hübsch Leocadia, seine Ziehtochter: Piroska Szekely Frau Schiegl: Gabriele Schuchter Klecks, Amtsschreiber: Alfred Rupprecht Patzmann, Dorfchirurg: Werner Prinz
Inszenierung: Michael Kreihsl Bühne: Bernhard Kleber Kostüme: Mimi Zuzanek Musikalische Einstudierung: Otmar Klein
Pressestimmen
Johann Nestroy
NUR RUHE!
Michael Kreihsls Arbeit wurde zum präzisen, gnadenlos komischen Theaterereignis. Das Stück ist weniger eine Posse als eine
scharfe satirische Analyse menschlicher Schwächen und Charakterfehler. Man merkt, dass Kreihsl im Film zuhause ist so
arbeitet er mit grellem Slapstick, der aber nie klamaukhaft wirkt. Kreihsl nutzt auch die Drehbühne, jedoch nicht, um
neue Schauplätze zu etablieren, sondern um wie mit der Kamera verschiedene Perspektiven zu ermöglichen (Bühne: Bernhard Kleber).
Das Ensemble agiert stark und sehr diszipliniert, niemand geht hier auf die Jagd nach billigen Lachern. Wolfgang Hübsch gibt
die Nestroy-Rolle des Rochus Dickfell ein Ereignis! Dieser skrupellose Widerling ist so präzise unangenehm gezeichnet,
dass man ihm seine Couplets (Musik: Otmar Klein) gar nicht abnehmen will. Toni Böhm spielt den ruhebedürftigen Unternehmer
Schafgeist, dem alles wurscht ist, Hauptsache, man lässt ihn anglahnt. Sehr stark. Bemerkenswert auch Gerti Drassl als
abgerichtete Tochter. Die zärtliche Szene zwischen ihr und ihrem schüchternen Verehrer Fritz Hammel gelingt
wunderbar, sie ist in all ihrer Unbeholfenheit sehr komisch und sehr berührend. Sehr stark spielen: Uwe Falkenbach und Erika
Mottl (als Lästwanzen-Ehepaar Hornissl), Florian Teichtmeister (als Jung-Widerling Laffberger) oder Christoph Zadra als ungeschickter
Jungunternehmer Splittinger. Ein ebenso unterhaltsamer wie kluger, makelloser Theaterabend. Kurier Star des Abends ist Toni Böhm als Schafgeist, ein kleiner Lear; so viel Ausdrucksvermögen, um in kleinen Gesten die Schlechtigkeit
der Welt zu demonstrieren. Zu Höhepunkten schwingt sich Wolfgang Hübsch auf, wenn er einen wirklich miesen Charakter spielt,
der in Ziehtochter Leocadia (Piroska Szekely) eine kongeniale Verbündete hat. Wenn er die Vorstadt-Blume ganz nebenbei unsittlich
bedrängt, wirkt das unheimlich authentisch. Ein wechselhaftes, widerborstiges Stück. Die Presse Wolfgang Hübsch verleiht dem Rochus Dickfell die hinterfotzige Gefährlichkeit eines als Biedermann auftretenden Taktierers,
der im richtigen Moment nach oben aufdringlich buckelt und gleichzeitig schon die nächste Intrige plant eine rundum
geglückte Nestroy-Figur. Toni Böhm als Schafgeist kämpft mit komischer Verbissenheit und Verzweiflung in einem irrwitzigen
Katastrophenszenario um seine Ruhe. Jubel für die beiden Protagonisten. Wiener Zeitung Nur Ruhe!, ein sprachmächtiges Stück Menschheitsskepsis gerät dem Regisseur Michael Kreihsl zum rasenden Präzisionsspuk
in ausnahmslos vorzüglicher Besetzung. Toni Böhm und Wolfgang Hübsch muss als Nestroy-Paar erst einer schlagen, Gerti Drassl,
Fritz Hammel und die anderen erfreuen sehr. News Voller Erfolg für Nestroys rabenschwarze Posse. Toni Böhm brilliert in der Inszenierung von Michael Kreihsl. Leichte Unterhaltung
mit Witz und tiefe Blicke in die rabenschwarze Bürgerseele: ein echter Nestroy böse und menschlich zugleich.
Heute Michael Kreihsl bringt Nestroys Qualitäten, die vor allem im Wortwitz und im Konstruieren wahnwitziger Situationen bestehen,
zum Leuchten. Dieser Rochus Dickfell ist die Rolle für Wolfgang Hübsch, der sich an dem Abend als Volksschauspieler mit Saft
und Kraft erweist. Kein Sympathieträger von vornherein, vielmehr ein übler Bursche, ein Raufbold und Trinker, der schamlos
auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Und doch hat er die meisten Lacher für sich. Hier lebt sich ein echtes Wiener Gemüt mit
penetranter Dreistigkeit aus. Eine große Schauspielerschar, darunter prächtige, bizarre Typen, macht sich um den Abend verdient.
Nur Ruhe! ist damit für das Nestroy-Repertoire gewonnen. Salzburger Nachrichten Eine Fülle prägnanter Charaktere: Voran der Rochus Dickfell, die einstige Nestroy-Rolle, ein Herr Karl von anno
dazumal, verlogen, maulig, mies und solcherart sehr überzeugend von Wolfgang Hübsch gespielt. Eine hochrangige Besetzung,
neben Hübsch noch der wunderbare Toni Böhm, ein paar glänzende Damen (Cornelia Lippert, Gerti Drassl, Erika Mottl, Piroska
Szekely), ein paar sehr gute Herren (Fritz Hammel, Christoph Zadra, Florian Teichtmeister). Neues Volksblatt Wenn üble Spekulanten, Erbschleicher, Kinderentführer, ein unfähiger Neffe, eine reiche Witwe, korrupte Amtsschreiber ihren
Geschäften nachgehen, dann hört sich die Gemütlichkeit auf. Sarkasmus pur schleicht durch die Aufführung. Hübsch als Nestroy-Spieler
ist eine Entdeckung. Eine (Sonder)Klasse für sich ist die junge Gerti Drassl. Ein starkes Ensemble bietet sarkastische Unterhaltung
mit Haltung.